Kennen Sie noch den cholerischen Chef? Von oben herab oder ganz auf Distanz? Das war einmal? Vielleicht. Heute weiß man, dieses Verhalten geschieht aus Hilflosigkeit, Ohnmacht und Gewohnheit. „50% der Arbeit steht und fällt mit dem Chef“, sagte mir ein Bekannter. „Da ist es fast egal, was für ´ne Arbeit Du machst. Wenn der Chef gut ist, dann läufst Du auch die Extrameile.“

Klatschen kann man nur mit zwei Händen. Auch die Führungskraft und ihre Mitarbeiter hängen voneinander ab. Auch der Mitarbeiter kann sich ohnmächtig oder mächtig fühlen. Ersteres, wenn er/sie sich nicht gesehen fühlt; Order von oben kommen, die man nicht mittragen will; es zu viel ist und das Miteinander nicht stimmt. Mächtig fühlt man sich, indem man nicht mitmacht, nicht ganz mitmacht oder bewusst bzw. auch unbewusst es anders macht als erwartet. Mächtig im konstruktiven Sinne, wenn ein Bewusstsein für die eigene Macht besteht. Wenn Mitarbeit für sich selbst als macht-voll und erfolg-reich erlebt wird.

Führen ohne Mitarbeit ist wie Autofahren ohne Räder. Viele Führungskräfte erkennen erst in dieser Position wie machtlos sie eigentlich sind.

Und vielen Mitarbeitern täte es gut zu erkennen, wie machtvoll sie sind. Wenn diese Macht weder von der Führungskraft noch von der Mitarbeiterseite destruktiv sondern für ein Miteinander eingesetzt wird – trotz aller vorhandener Schwächen und ggf. auch Defizite auf beiden Seiten –und dennoch bewusst zum Nutzen aller eingesetzt wird, dann passiert etwas Magisches: beide erleben wie kraftvoll das konstruktive Mit-Machen ist, es macht die eigene Macht bewusst und verleiht sich selbst an Macht.

Beide Seiten sind auf Augenhöhe gefragt. Die Mitarbeiterschaft in voller Kraft arbeitet gerne für die Führungskraft, die sich redlich bemüht achtsam, situationsbezogen und auf Augenhöhe zu führen. Beide Seiten machen Fehler, beide Seiten haben bereits ungute Führungsverhältnisse erlebt, sind durch Vorerfahrung geprägt und für viele Fälle vorsorglich gewappnet. Beide Seiten sind menschlich, beide Seiten benötigen manchmal Nachsicht.
Sind beide sich jedoch ihrer Macht und Ohnmacht bewusst, liegt darin eine Chance, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Gemeinsam stark zu sein. Das eigene Potenzial im gemeinsamen Sinne nutzbringend einzusetzen, das führt zu einem gelungenen Führen und Geführt-werden auf Augenhöhe. Es ist das Miteinander, das zu erfüllter Freude an der gemeinsamen Arbeit führt.

Wo kann ich heute meinen macht-vollen Beitrag für das Miteinander leisten?